Jeden Monat werde ich ein Bild veröffentlichen, welches durch einen kurzen Text meiner Frau komplettiert werden soll. Text und Bild können jeweils alleine stehen, ergeben aber zusammen eine Einheit, die nicht immer auf den ersten Blick erkennbar sein wird.
Im Januar gab ich meiner Frau folgendes Foto vor. Mit ihren Zeilen starten wir nun unser Jahresprojekt.
Januar 2018

Liebe
Du siehst alles in diesem Bild, Zukunft, Weite, Freiheit.
Ich suche nach Schärfe, Realität, dem Sinn.
Du sprichst von Technik, Prozeß und fließen lassen.
Ich erkenne ein Dach, Metall - Stufen.
Du folgst deinem inneren Auge, sammelst Motive - Gedanken.
Ich lese in deinen Bildern, versuche sie zu verstehen -
verstehe dich.
Liebe
Februar 2018

Früher war mehr Schnee
Was bin ich früher gerodelt und was hab ich für wundervolle Schneemänner gebaut. Schneefrauen eher weniger, ich hatte es nicht so mit der Emanzipation, auch wenn es die frühen 80er waren. Aber auf Schnee hab ich Wert gelegt, besonders in den Ferien, da konnte man gemütlich auf die mittäglichen Sonnenstrahlen warten und musste nicht morgens halb 7 durch den grauen Schnee stapfen. Heute gibt es ja gar keinen Schnee mehr, also eigentlich muss er jetzt im Februar auch nicht mehr kommen, aber zu Weihnachten, da hatte ich Urlaub, da hätte es gepasst, vielleicht auch mal ein kleiner Flockentanz am Wochenende? Würde ich glatt mit einem Spaziergang und einer heißen Tasse Schokolade danach genießen können. Montag dann bitte wieder freie Straßen, ist ja klar, sonst ist ja wie damals alles nur grau und glatt. Aber lohnt ja nicht darüber nachzudenken, es gibt ja keinen Schnee mehr und folglich auch keine Schneemänner, aber vielleicht auch gut so, wer weiß, was man da heute alles bauen müsste … Schneemänner, Schneefrauen, Schneepersonen mit Migrationshintergrund, Schnee… mit Behinderung … es muss ja alles so wahnsinnig korrekt sein und dann steckt die Möhre im Schnee und der Vegetarier fühlt sich um sein Essen betrogen und der Schal und Mütze müsste man doch an Bedürftige geben, bedürftige Schneepersonen jeder Art sind nur bedingt bedürftig und fallen unter die aktuell noch zu diskutierende Schneepersonenuntergrenze. Eigentlich ganz gut, dass es nicht mehr schneit. Vermutlich würde so ein Schneemann heutzutage gar nicht mehr vor dem Sommer fertig werden, also je nach Terminlage der Handwerker, Zulieferer und Finanzdienstleistenden.
Früher war mehr Schnee und das auch noch pünktlich!
März 2018

Nur
Obst – oder doch Historie?
Im 16. Jahrhundert die ersten
Plantagen, 400 Jahre später eine edle Delikatesse und zwischendrin der erste
Bananenschalen-Ausrutsch-Witz.
Die Geschichte der Banane geht
weit zurück und ich möchte bezweifeln, dass ihre ersten Genießer sich der
zukünftigen Tragweite der Frucht bewusst war, immerhin brachte sie eine Mauer
zum Einsturz, also nicht sie ganz allein, aber irgendwie war auch sie am Ende
der DDR beteiligt so wie David Hasselhoff und viele andere.
In den 20er Jahren wird die
feine Gesellschaft deutscher Großstädte auf die Banane aufmerksam, man erinnere
sich dabei auch an Josefine Bakers knappes Röckchen. Die Stummfilmmacher
greifen die lustige Seite der Banane auf.
Nach den zwei Weltkriegen will
das deutsche Volk nie wieder auf Bananen verzichten, die Wirtschaftsverträge
Westdeutschlands garantieren ab 1957 eine zollfreie Einfuhr, Kuba liefert in
die DDR, zu wenig und zu selten.
In den 80er Jahren wird die
Banane zum Kunstobjekt sowie zum Objekt der ostdeutschen Begierde. Alle wollen
Freiheit, alle sehnen sich nach einem geeinten Deutschland und alle wollen
Bananen.
Ich gestehe, ich habe mich nie
angestellt, ich mag sie heute noch nicht, aber dennoch scheint diese längliche
gelbe Frucht von Bedeutung zu sein. 1995 regeln die EU-Richtlinien sogar Größe
und Dicke, der Krümmungsgrad obliegt aber noch den natürlichen Bedingungen, man
will sich ja nicht einmischen. Im neuen Jahrtausend zeigt die Banane ihre
versteckten Kalorien in Form von Kohlehydraten und taucht gern mal in Kuchen,
Shakes und Eiscremes auf.
Nun wurde sie an einem Sonntag,
im Jahr 2018 zu einem Fotoobjekt und sättigendem Obst, natürlich Fair Trade.